Matthias Erzberger – durch einfache Verhältnisse in einer katholischen Familie auf der Schwäbischen Alb geprägt – entwickelte bereits als junger Mann Interesse für Politik. Als Zentrumspolitiker erhielt er im Jahr 1903 das Mandat für den Deutschen Reichstag und nahm als Mitglied der Budgetkommission Einfluss auf die Regierungspolitik.
Zum Staatssekretär ohne Portefeuille und Leiter der deutschen Waffenstillstandskommission von Compiègne ernannt, beendete er den Ersten Weltkrieg mit seiner Signatur. Aufgestiegen zum Vizekanzler verwirklichte er zügig eine Reichsfinanzreform, um die Staatsinsolvenz von Deutschland zu verhindern.
Im Zenit seiner politischen Karriere verlor er – wegen einer gezielt gegen ihn initiierten Hasspropaganda durch die Presse als ›Landesverräter‹ – sein Leben infolge eines Attentates.
Ismene Lindmeier-Jasch zeigt an der Person Erzberger zentrale Elemente der Umbruchszeit – wie die Formierung des modernen politischen Katholizismus unter dem ›politischen Massenmarkt‹ mit ihm als ein typischer Vertreter einer neuen Generation eines Berufspolitikers erfolgte – wie er sich vom Kriegsbefürworter zum Pazifisten sowie Demokraten wandelte und an der Weichenstellung vom deutschen Kaiserreich zur Weimarer Republik beteiligt war.
Die Autorin erläutert wie es vom aufstrebenden Politiker zum Sturz des mächtigsten Parlamentsabgeordneten kam und beschreibt Erzbergers historische sowie heute noch aktuelle politische Bedeutung.